Angsthunde

 

Ein ängstlicher Hund oder ein sogenannter Angsthund stellt seine Halter vor ganz besondere Herausforderungen. Nur selten hat sich der Mensch bewusst für einen Hund mit Ängsten entschieden, meist entpuppt sich der vermeintliche Traumhund zu einem scheinbar unlösbaren Problem. Gut gemeinte Tipps, wie das Verhalten einfach zu ignorieren, verschlimmern hier leider die Situation von Hund und Halter. 

 

Um einen Angsthund zu verstehen, muss erst einmal der Grund des unangemessenen Verhaltens verstanden werden:

Durch chemische Reaktionen im Körper des Hundes wird bei bestimmten Reizen, je nach Hund eine Flucht- oder Angriffsreaktion ausgelöst. Diese Reaktionen sind in der Regel bekannte Bewältigungsstrategien, mit welcher der Hund früher einmal Erfolg mit seiner Reaktion hatte und das Nervensystem speichert diese als erfolgreiches Muster ab, um dieses jederzeit innerhalb von Sekunden abzurufen. Die gesamte Aufmerksamkeit des Hundes kann sich nur noch auf den stressauslösenden Reiz fokussieren. Ein Teufelskreis entsteht, die Angst ist die Folge einer Stressreaktion des Körpers, auf die der Hund keinen Einfluss mehr hat. Er ist quasi gefangen in seinem Verhaltensmuster. In stressauslösenden Situationen ist der Hund nicht mehr ansprechbar, da sich die Verhaltensweisen automatisiert haben. Selbst bereits geübte Dinge kann der Hund in diesen Situationen nicht mehr abrufen.

Hunde, die dauerhaft unter Stress und Ängsten leiden, entwickeln oft körperliche und seelische Schäden.

 

Was also mit einem solchen Hund tun? Hat ein solcher Hund überhaupt noch eine Chance auf eine Verbesserung seiner Lebensqualität? Ja! 

Die alten Verhaltensmuster müssen aber mit neuen Verhaltensmustern überdeckt werden. Dieser meist langwierige Prozess erfordert enorme Geduld, Verständnis und viel Übung. Es gibt kein Patentrezept, da jeder Hund individuell ist. Nur mit großem Einfühlungsvermögen und der Bereitschaft zu experimentellem Training kann das Neubeschreiben der Verhaltensmuster des Hundes gelingen.

All das gibt dem Hund die Chance auf ein neues Leben und dem Menschen die Chance auf seinen neuen (Traum-)Hund.

 

Das Training mit Angsthunden:

Um einem Angsthund zu helfen, benötigt es vor allem Zeit. Einfach loslegen und die Angst in zwei Stunden wegtrainieren ist nicht möglich. Vor jeglichem Training steht das Gespräch mit dem Besitzer und die Beobachtung des Hundes. Es geht also um die Analyse des momentanen Zustands: Was bereitet dem Hund Stress oder Angst? Wie stark schränkt die Angst das Leben ein? Welche Verhaltensmuster nutzt der Hund? Wann beginnt die Angst des Hundes? Was erwartet der Besitzer von dem Hund? Diese und viele andere Fragen müssen vor und im Verlauf des Trainings geklärt und überprüft werden. Die Vergangenheit des Hundes spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, da das Training an den bestehenden Mustern ansetzt.

Die Rolle des Hundebesitzers:

Auch der Hundebesitzer benötigt Zuspruch, Unterstützung und Hilfestellungen im Umgang mit seinem Hund. Er muss lernen sich souverän und angemessen zu verhalten, damit er dem Hund Sicherheit und Ruhe vermitteln kann, anstatt das Angstverhalten unbewusst zu unterstützen. Schritt für Schritt üben wir im Training das richtige Verhalten und der Mensch lernt eine Person zu werden, an der sich der Hund orientieren kann.

Jeder Hund, besonders ein Angsthund, benötigt Sicherheit und Vertrauen. Es gilt dem Hund die größtmögliche Sicherheit zu geben, denn nur in einem sicheren Rahmen ist es dem Hund möglich zu lernen. Der Hund versteht nicht, dass er keine Angst zu haben braucht. Er muss dies in kleinen Schritten lernen. Oftmals werden wir das Training an Stellen beginnen, die Ihnen vielleicht banal oder nicht zielführend vorkommen. Das Training muss aber sehr niedrigschwellig beginnen, um ihren Hund nicht zu überfordern. Der auslösende Reiz muss nach und nach den Schrecken verlieren, der Hund wird sozusagen desensibilisiert. Je mehr Erfolge der Hund mit kleinen Fortschritten hat, desto größer wird auch sein Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zu lernen.

 

Für Sie als Besitzer ist es wichtig zu lernen, dass Ihr Angsthund nicht absichtlich böse oder ungehorsam ist. Dem Hund fehlt es lediglich an angemessenen Lösungsstrategien und wir werden ihm gemeinsam helfen diese zu finden.